Interview Deckname Chamäleon

Was war ihre Motivation für den Thriller ‚Deckname Chamäleon‘? 

Mit ‚Deckname Chamäleon‘ wollte ich meinem Ehemann zum 30. Hochzeitstag mal etwas ganz Besonderes schenken. Er liest gerne dicke Wälzer, also habe ich ihm ein dickes Buch geschrieben, in dem all das vorkommt was er mag oder ihn interessiert: Ein Kriminalroman mit spannender Handlung; mittendrin die Atmosphäre eines Handballspiels – wo er gerne mal zuschaut; einige Protagonisten des Romans fahren tolle Autos – welcher Mann interessiert sich nicht dafür; auch das Sprendlinger Kerbteam – in dem mein Mann begeistertes Mitglied ist – findet seine Erwähnung; und er spielt gerne Golf – also kommt ein toller Platz darin vor, in Dubai, wo wir selbst noch nie waren, aber mit dem Roman kann man dort hinreisen. Deswegen sage ich ja auch immer: „Für mich ist Schreiben wie Urlaub vom Alltag, ohne die Koffer packen zu müssen.“

Aber nicht, dass man denkt, dieser Thriller, weil ich ihn für meine ‚bessere Hälfte‘ geschrieben habe, sei nur etwas für Männer, im Gegenteil, auch Frauen können ihren Spaß haben. Daniel Dosskes mitreißend lustige Art oder Antonio Brucatis verständnisvolle Einfühlungsgabe, da kommt man schon ins Schwärmen! Die Kabbeleien zwischen den Kollegen liebe ich besonders, und Mamma Marias liebevolle Wärme und ihr leckeres italienisches Essen.

Eine Leserin meinte, sie hat sich über Fuhrparkleiter Schäfer, den Hessen mit dem starken Dialekt, köstlich amüsiert.

Ich denke, es ist für jeden etwas dabei, in der Welt der SoKo Spinnennetz, angefangen beim Sean-Connery-Charme des SoKo-Chefs Thomas Christ bis hin zum Gefühlschaos von Kommissarin Samira Stein. Die Figuren geben dem Ganzen die Würze. Natürlich bediene ich mich bei den Charakteren einiger Klischees, aber so fühlt man sich gleich heimisch.

Apropos, eine kleine Hommage an meine Heimatstadt Dreieich konnte ich mir auch nicht verkneifen.

Und die Nanotechnologie, um die es letztendlich im Roman geht, ist einfach faszinierend, das habe ich bei den Recherchen zu dem Thriller festgestellt. Ich war ganz gefesselt von den Möglichkeiten.

Wie kamen Sie auf den Namen ‚SoKo Spinnennetz‘?

Nicht ich kam auf den Namen, sondern Gründungs-Chef Thomas Christ. (lacht) Dieser Name ‚Spinnennetz‘ soll ausdrücken wie Christ seine SoKo und sich sieht. Er versteht sich nämlich als eine lauernde, sehr gefährliche schnelle Spinne, die in der Mitte seines gut gebauten Netzes sitzt und wartet, dass die Fäden eine ‚Beute‘ meldeten. Mit seiner SoKo will Christ die Effektivität polizeilichen Handelns vor dem Hintergrund des rasanten technischen Fortschritts sicher stellen. Es geht Christ nicht um den gewöhnlichen Ladendieb, der heute immer mehr aus den Schlagzeilen verdrängt wird, sondern um die globalisierte Kriminalität aus Terror, Menschenhandel, Drogenhandel, Autoschiebereien, Geldwäsche und der Wirtschaftskriminalität. Dieser neuen ‚Qualität‘ der Kriminalität mit ihren immer schrecklicher werdenden Auswüchsen will er etwas Effizientes entgegensetzen. 

Christ ist also eine Hauptfigur in ihrem Buch?

Ja, ein Vollblutkriminalist. Der SoKo-Chef ist sozusagen ein Sicherheitsarchitekt der seine SoKo zur Abdeckung des Bedarfs an Spitzenkompetenz in der Verbrechensaufklärung und Verbrechensverhütung aufgebaut hat. Sein Konzept sieht vor, dass alle Fäden bei einem Mann zusammenlaufen, der mit ziemlich hohen Befugnissen ausgestattet ist. Direkte Entscheidungen für ein schnelles Eingreifen, ohne einen langen Behördenweg, das ist Christs Vision. Er ist ein ständiger Forderer zum Aufrüsten der Polizei, wobei es ihm nicht nur auf das Equipment ankommt, sondern auch auf eine ständige Fortbildung seiner Leute, um auf die neuen Formen der Kriminalität, die sich spezieller Eigenschaften moderner Technologien bedienen, eingehen zu können. Die Kosten, für eine solche gut ausgerüstete Abteilung wie die SoKo Spinnennetz wären natürlich immens. Der Innenminister, als oberster Dienstherr der Polizei, hätte an so einem Rebell wie Christ wahrscheinlich keine Freude was seine Forderungen anbelangt, aber bei der Aufklärungsrate der SoKo würde er sich die Hände reiben. (schmunzelt) 

Warum der Standort Dreieich für eine solche SoKo?

Nun, die SoKo befasst sich mit den ‚heißen Eisen‘ im Rhein-Main-Gebiet. Und der Standort Dreieich ist wegen der Nähe zu Wiesbaden – zwanzig Minuten, Flughafen Frankfurt – zehn Minuten, Flugplatz Egelsbach – zehn Minuten, und Frankfurt City – fünfzehn Minuten, perfekt. Denn Christ stellt sich eine Truppe vor, die, wenn sich irgendetwas Kriminelles auch nur zaghaft andeutet, schnell vor Ort sein und übergreifend mit allen bisher alleine arbeitenden Polizeidiensten zusammenarbeiten kann, und die vor allem nicht an den Grenzen Hessens Halt macht.

Ein großes Ziel!

Ja, aber bei der immer schneller fortschreitenden Wissenschaft und Wirtschaft, den neuen Techniken, gerade im Hinblick auf die neuen Medien und das Internet, sind Fachleute gefragt, die mit ebenso perfekten Systemen arbeiten können wie die Hightech-Gangster des neuen Jahrtausends. Bei der vollintakten Hightech Zentrale meiner SoKo sind die Kriminalisten sogar besser organisiert und technisch versierter als die fähigsten Verbrecher. (schmunzelt) Im Roman darf Christ halt auch manchmal an und über die Grenzen des Möglichen, ja des Erlaubten, hinausgehen, eine ständige Gratwanderung, die er meisterlich beherrscht und die er auch von seiner SoKo-Truppe ausgeschöpft sehen will. Das bedingt blindes Vertrauen auf die Kollegen und deren Loyalität. Und das ist das schöne an der SoKo Spinnennetz, wo abgesehen von all den technischen Versiertheiten und der Ausbildung, immer auch noch Wert auf den zwischenmenschlichen Aspekt gelegt wird. Ach ja, eine herrliche ‚SoKo-Familie‘. (seufzt)

Warum wurde das Buch unter dem Pseudonym Chris Fritzschner veröffentlicht?

Nun, mein Mann und meine Freunde nennen mich Chris, kaum einer sagt Christel, also bin ich Chris Fritzschner.

Werden Sie nochmal ein Buch schreiben?

Schreiben ist nicht die Frage, ich habe schon viele Bücher geschrieben und tobe mich dabei in unterschiedlichen Sparten aus, egal ob Sciencefiction, Kriminalroman, Tierbuch oder jetzt dieser Thriller. Nur ‚Deckname Chamäleon‘ ist das erste Buch, das ich veröffentlicht habe. Wie gesagt, eigentlich waren diese 528 Seiten als kleine Aufmerksamkeit für meinen Ehemann gedacht, aber als er das Buch gelesen hatte, hat er einen folgenschweren Satz gesprochen: „Das ist doch klasse, warum veröffentlichst Du das nicht?“ Und dann kam ein Nachsatz, den ein Mann nie zu seiner Ehefrau sagen sollte: „Sei nicht so feige!“ Welche Frau will da nicht das Gegenteil beweisen?! Also habe ich das Abenteuer der Veröffentlichung gewagt. Dabei geht es mir nicht darum mit diesem Roman den Deutschen Buchpreis zu gewinnen, das ist gar nicht meine Intention, ich will einfach ein bisserl Spaß und doch Spannung beim Lesen erzeugen. Ich lasse gerne meine Fantasie spielen und schreibe, weil ich dabei wunderbar vom Alltag abschalten und mich entspannen kann. Also weiterschreiben werde ich auf jeden Fall. Vielleicht veröffentliche ich noch mal eines meiner Bücher, kann schon sein.

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